Teil 2

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Immer wieder unterbrach Schmerz die Ohnmacht des Geflügelten, ehe er wieder in die Schwärze zurücksackte. Doch langsam löste sie sich wieder und seine starken Sinne nahmen mehrere Dinge gleichzeitig wahr: Einerseits das Geräusch von knisterndem Feuer und die Geräusche von Schritten, die sich immer wieder entfernten und wieder näherkamen ... und andererseits fühlte Helio sich warm und trocken, und der zuvor gleißende Schmerz in seiner Schwinge war zu einem schwachen Pochen zurückgegangen. Dann hörte der Verletzte jedoch ein sowohl bekanntes, wie andersklingendes Geräusch: Ein leises Schnurren, doch viel heller und leiser, als er es von seiner Rasse gewohnt war. Also öffnete er langsam seine Augen und blieb dabei völlig ruhig liegen, damit er seine Umgebung sehen konnte und seine längsgeschlitzten Pupillen weiteten sich in dem schwächeren Licht, als er umherblickte. Er lag auf einem seltsamen, bettartigen Ding mit einer hohen Rückenwand, auch wenn er so lag, daß seine Schwingen nicht schmerzten. Lediglich die verletzte Schwinge war völlig ausgestreckt und irgendetwas preßte seine Muskeln zusammen ... und Helio fiel es schwer, weiterhin ruhig zu bleiben und zu beobachten. Er konnte in einem Nebenraum einen Mann sehen, der hin- und herging und etwas zu kochen schien ... zumindest roch es nach Fleisch und anderen Dingen aus diesem Raum. Doch dann lenkte den Geflügelten etwas völlig anderes ab: Das leise Schnurren versiegte und etwas regte sich auf seinen langen Schwungfedern, ehe kleine Krallen sich in die dicken, durchbluteten Kiele gruben und ihn leise aufzischen ließen. Ein ihm unbekanntes Tier erhob sich langsam und streckte sich, ehe es näherkam und ihn mit einem leicht schräg gelegten Kopf ansah. Noch im gleichen Moment versiegte der Unmut Helios, da er diese Geste kannte und dieses Tier ebensolche Augen hatte wie er, nur in einer anderen Farbe ... und als er instinktiv reagierte und seine Augen entspannt bis auf einen schmalen Spalt schloß, lächelte er unwillkürlich, als dieses kleine, befellte Tier die Augen ebenfalls entspannt verengte. Dann hörte Helio erneut ein leises Schnurren aus der Kehle dieses kleinen Tieres und lächelte erneut für einen Moment, als er selbst leise zu schnurren begann.

(Übertrag aus der Mail ...)

Vom Küchenbereich aus beobachtete Colm möglichst unauffällig, wie Bonehead sich mit dem geflügelten Mann anfreundete. Der Kater war erstaunlich freundlich - neigte er doch in der Regel dazu, Fremde zunächst sehr nachdrücklich darauf hinzuweisen, wer in der Hütte das Sagen hatte. Dex hatte die Krallennarben, die das bewiesen. Der Fremde schien jedoch einen einzigartigen Zugang zu dem Kater gefunden zu haben, weil die beiden jetzt die Köpfe sachte aneinander stießen. Schnurren füllte den Raum und Colm brauchte einen Moment um zu erkennen, dass es nicht nur von Bonehead kam, sondern auch von dem Wesen. Also katzenartige Züge, schoss es ihm durch den Kopf. Was genau das für den Umgang mit seinem Patienten bedeutete, wusste er jedoch noch nicht. Zunächst einmal musste er versuchen, etwas Nahrung in das Wesen zu bekommen. Colm schaute auf den Topf, dessen Inhalt munter brodelte. Es war sein Glück, dass Aaron ihm erst vor zwei Tagen frische Brühe, gekocht von seiner Frau, gebracht hatte ... weil Colm nicht kochen könnte, wenn sein Leben davon abhinge. Das nahrhafte Gebräu mit den kleinen Stücken Rind aufzuwärmen lag dagegen durchaus im Rahmen seiner Möglichkeiten, und er war sehr zufrieden, wie gut es ihm gelungen war.
Im Küchenschrank fand er einen Suppenteller, den er mit zwei Schöpflöffeln Brühe befüllte – wenn das Wesen sehr hungrig war, konnte er jederzeit Nachschlag holen. Den Teller mit beiden Händen balancierend, dazu einen Löffel unter den rechten Arm geklemmt, verließ Colm die Küche und trat zu dem geflügelten Wesen, das sich mit Bonehead sehr gut zu unterhalten schien. Als er bis auf wenige Schritte an die Couch herangekommen war, sah er, wie sich die Schultern des Flügelwesens anspannten. Es hatte seine Annäherung also bemerkt, was dafür sprach, dass es ihm nicht so schlecht gehen konnte. Zumindest hoffte Colm das.
Er trat nach links, damit sein Patient ihn sehen konnte. Bonehead hob den Kopf, spitzte die Ohren und hoffte zweifellos, dass der Teller mit der Brühe für ihn war. Colm schüttelte den Kopf.
„Vergiss es, du musst erst einmal deine Schüssel leerfressen.“ Mit dem Kinn zeigte er in Richtung Küche, wo die verkrustete Schüssel des Katers stand, der Beweis dafür, wie wählerisch das Tier mit seinem Fressen war. Bevor er Bonehead bei sich aufgenommen hatte, hatte Colm nie verstanden, was an Cartoons über Katzen, die ihr Fressen verweigerten so unglaublich lustig sein sollte. Jetzt wusste er, dass es sich um Galgenhumor handelte. Er war sicher, dass er die wenigen grauen Haare, die er auf seinem Kopf zwischen all dem satten Dunkelbraun entdeckt hatte ganz allein von dem Versuch kamen, Bonehead adäquat zu füttern.
Der Kater zuckte nur mit dem Schwanz, legte die Ohren leicht an und gab Colm zu verstehen, dass er auch dieses Mal den Inhalt der Schüssel dem Biomüll zuführen sollte. Aber noch war es nicht soweit - die vierbeinige Diva konnte ruhig noch ein wenig schmoren. Ein Geräusch, das wie eine Mischung aus Wimmern und Knurren klang, lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Flügelwesen. Colm ging neben dem Kopf des Wesens auf die Knie, damit er nicht über ihm aufragte, und vielleicht Angst machte. Verletzt und hilflos zu sein, war schon schlimm genug ohne dass man es derart unter die Nase gerieben bekam. Er hob den Teller an und lächelte vorsichtig.
„Ich nehme an, du verstehst kein Wort von dem, was ich sage. Mein Name ist Colm und ich kann dir versichern, ich werde alles tun, damit du schnell wieder gesund wirst. Du musst keine Angst haben. Das hier ist Suppe, mit Fleisch. Sie wird dich aufwärmen und dir Kraft spenden. Hoffe ich zumindest. Hier.“ Er tauchte den Löffel in die Brühe und hielt ihn dann dem Wesen vor den Mund.

Als dieser Mann aus dem anderen Raum kam, horchte Helio sofort auf und das Schnurren versiegte, während er instinktiv zurückweichen wollte. Doch dabei bewegte er den verletzten Flügel und in sein lautes Knurren mischte sich ein leiser Schmerzenslaut, ehe er sich wieder fing und nur die langen Fänge fletschte. Dieser Mann war seltsam: Er hatte keine Flügel und runde Ohren, er roch komisch und seine Kleidung war ebenfalls seltsam. Doch es war kein unangenehmer Geruch, nur fremd ... und der Geruch der Suppe lenkte Helio erfolgreich davon ab. Bei den Worten runzelte er nur die Stirn und sein Knurren versiegte langsam, ehe er rau zu sprechen begann. "Du sprechen ähnliche Sprache wie Händler .. aber du kein Fuchsmann ! Und bevor ich essen, du selbst davon essen - so ich sehen, daß nicht vergiftet ! Und ich brauchen Wasser, Hals trocken !"

Vor Schreck hätte Colm beinahe den Teller Suppe fallen lassen. Das Wesen verstand ihn! Er konnte es nicht glauben. Und er - Colm entschied dass 'das Wesen' keine korrekte Bezeichnung für jemanden war, der sich mit ihm verständigen konnte - schien ziemlich misstrauisch zu sein. "Keine Sorge, ich würde mir nicht die Mühe machen, deinen Flügel zu schienen, wenn ich vorhätte dich zu vergiften. Aber um dich zu beruhigen..." Colm tauchte den Löffel in die Suppe und blies auf die heiße Flüssigkeit, schlürfte sie dann ein. "Siehst du? Alles gut."

Helio verengte seine Augen, betrachtete diesen so unerwartet freundlichen Fremden und atmete auch durch die leicht geöffneten Augen ein, falls er die verdächtigen Gerüche von Schmerz oder Angst riechen konnte, die mit einer Vergiftung einhergingen. Doch selbst nach einigen Minuten zeigte sich nichts davon, und so streckte der Geflügelte die Hand aus und nahm ihm die Schüssel ab. Helio brauchte keinen Löffel für eine einfache Suppe und nachdem er noch einmal kurz geschnuppert hatte, trank er einen Schluck. Der junge Geflügelte war sichtbar überrascht, daß diese Suppe so vertraut nach Fleisch und ein wenig Gemüse schmeckte ... und so nahm er einen weiteren, größeren Schluck, da er großen Durst und auch Hunger hatte. Sicherlich war die Suppe noch heiß - doch nicht so stark, daß er sie nicht trinken konnte. Und die Wärme tat ihm gut, vor allem nach der Kälte, die er vor seiner Ohnmacht gespürt hatte. Daß dieser Fremde ihn dabei beobachtete, ließ sich nicht vermeiden ... doch es beruhigte Helio, daß dieses kleine, fellbedeckte Tier sich an den Fremden schmiegte und wieder leicht schnurrte, da es ihm zeigte, daß das Tier dem Fremden vertraute.

Während Bonehead sich um seine Füße schlang, beobachtete Colm, wie der Flügelmann zunächst vorsichtig und mit Misstrauen, dann mit immer mehr Gusto die Suppe trank. Mit dem Löffel hielt er sich nicht auf, ob nun, weil Colm ihn schon benutzt hatte, oder weil er ihn schlicht nicht für nötig hielt, war in diesem Moment egal. Als der Flügelmann eine kurze Pause einlegte, die halb geleerte Schüssel in beiden Händen hielt, wohl um sich zu wärmen, was nach seiner Bruchlandung im Schnee, noch dazu mit so spärlicher Bekleidung, durchaus verständlich war, ergriff Colm die Chance.
"Mein Name ist Colm. - Ich bin ein Mensch", fügte er noch hinzu, für den Fall, dass dieses Wesen nicht wusste, was für einer Spezies er angehörte, aber auch in der Hoffnung, dass sein Überraschungspatient ihm vielleicht netterweise auch seine Spezies verraten würde.

"Mensch ? Ich nicht kennen Wort." Helio zog die Brauen für einen Moment mißtrauisch in die dunkelblauen Augen, ehe er sich wieder etwas entspannte und einen weiteren Schluck Suppe trank. "Mein Name sein Helio - ich sein von Volk der Sturmadler. Aber ich glauben, dieses ... Licht ... bringen mich weg von meiner Welt - du so anders sein, und Tier hier auch. Auch weißes Zeug, das sein kalt - ich nicht kennen." Man sah ihm für einen Moment an, wie wütend ihn das machte - doch dann beherrschte Helio sich wieder und trank den Rest der Suppe, um danach mit seinen Krallen die Fleischstücke zu nehmen und zu essen.

Colm unterdrückte ein Seufzen. So viel zu seiner Hoffnung, Antworten zu bekommen. Der analytische Teil seines Verstandes, geschult durch das Studium an der Universität und seine Jahre als Forscher, ordnete Helios Aussagen ein. Der - Sturmadler? - kam offensichtlich aus einer anderen, bis jetzt nicht näher benannten Welt und das Gleißen, das Colm erst zu ihm geführt hatte, musste eine Art Verbindung zwischen dieser Welt und der Erde sein. Ob dieses Licht nun ein zufälliges Phänomen war oder irgendwie gesteuert werden konnte, galt es noch herauszufinden. In Helios Welt schien es zudem keinen Schnee zu geben- zumindest nicht in dem Teil, in dem er lebte. Colm spürte, wie ein Strom endloser Fragen sich in ihm aufbaute, ebenso wie Frustration weil er bezweifelte, dass Helio auch nur ein Drittel davon beantworten konnte. Colm war nur froh, dass er seine Sprache einigermaßen zu beherrschen schien. Das war zumindest ein Ansatzpunkt. Ebenso wie die 'Händler', von denen Helio gesprochen hatte.
Schön, er musste seine Prioritäten ordnen. Die Fragen konnten später kommen. Zunächst einmal musste er sicherstellen, dass sein unerwartete Gast gesund wurde und es wäre wahrscheinlich auch eine gute Idee, den Kopf des Reptils irgendwo zu verstecken.
Er schaute in die fast leere Schüssel in Helios Händen/Pfoten? "Hast du noch Hunger? Soll ich dir noch eine Portion bringen?"

(ich habe das "Pfoten" im rtf-text rausgenommen, meiner hat normale hände - nur eben mit krallen ... wie auf dem bild, das ich dir schickte *grins*)

Inzwischen hatte der Geflügelte alles Fleisch herausgeholt und reichte dem Fremden die Schüssel, ehe er kurz nickte. "Können weniger Suppe und mehr Fleisch sein ? Ich brauchen ... gerade wegen Flügel." Es fiel Helio sichtbar schwer, darum zu bitten ... doch er brauchte viel mehr Fleisch, damit sein Körper genug Kraft hatte, sich zu heilen. "Was mir dir sein ? Du keinen Hunger ?" Das fiel ihm erst jetzt auf, denn bis auf den Bissen zuvor hatte dieser Fremde bisher nichts gegessen. "Und du sollten Tier auch was geben - es Hunger." Auch Helio plagten viele Fragen, da so vieles hier völlig neu und befremdlich war ... doch zumindest konnten sie einigermaßen reden und er hoffte, daß er schnell gesund wurde und nicht mehr von diesem Fremden abhängig war.

Colm war erleichtert, dass Helio einen gesunden Appetit zu haben schien. Das war ein vielversprechendes Zeichen was die Heilung anging. Und dass er sich Sorgen machte, ob Colm und Bonehead genug zu essen bekamen war irgendwie niedlich. Er grinste. "Ich hole dir gerne noch etwas. Bonehead," er deutete auf den Kater, der bei der Erwähnung seines Namens interessiert die Ohren spitzte, "ist auf Diät. Er nimmt sehr leicht zu, weshalb ich darauf achten muss, wie viel er zu sich nimmt - sehr zu seinem Leidwesen." Colm zwinkerte. "Und ich habe gerade keinen Hunger." Er nahm die Schüssel aus Helios Händen und wandte sich in Richtung Küche.
Nachdem er die Schüssel erneut gefüllt, dabei darauf geachtet hatte, möglichst viel Fleisch mit zu schöpfen, kehrte er zu seinem Patienten zurück. "Hier, iss dich satt."

Natürlich nahm der Geflügelte die Schüssel gleich an und trank die Suppe in wenigen, tiefen Schlucken leer, ehe er die Fleischstücke wieder mit seinen Krallen herauspickte und aß. Dabei musterte er den anderen Mann und für einen Moment huschte ein Lächeln über seine Lippen, als Bonehead ihn mit großen Augen ansah und leise maunzte. Doch dann blickte Helio wieder zu Colm und hob fragend eine Braue. "Was sein ... Diät ? Und was meinen mit zunehmen ? Tier sehen gesund aus ..."

(die lieben fachbegriffe, die meiner ja nicht kennt *lach*)

Colm schaute zu Bonehead, der, seinen Blick spürend, den Schwanz aufstellte und kläglich maunzte. Eindeutig ein Kater, der kurz vor dem Hungertod stand. "Diät bedeutet, dass Bonehead darauf achten muss, wie viel er frisst. Oder besser gesagt, ich muss darauf achten, weil ich für ihn die Verantwortung trage." Er pikte den Kater in die gut gepolsterte Seite. "Und ja, er sieht gesund aus, sein Fell ist glänzend und dicht, wie es sein soll, nur leider hat er ein wenig zu viel Fett als Zusatzisolierung angebaut." Der etwas ratlose Ausdruck auf Helios Gesicht sagte Colm, dass sein Versuch, lustig zu sein, wahrscheinlich ins Leere gelaufen war. Er seufzte. "Es gibt Tabellen ... Vorgaben, wie schwer ein Tier seiner Größe sein darf, bevor es ungesund für ihn wird. Bonehead ist dieser Grenze leider zu nahe und darum darf er nicht einfach fressen, worauf er Lust hat. Das wird sich aber wieder geben, sobald der ganze Schnee weg ist und er mehr Zeit draußen verbringen kann." Jetzt kraulte er den Kater am Kopf, was dieser ausnahmsweise als Ersatz für Essen durchgehen ließ. "Wie fühlt sich deine Schwinge an?"

Natürlich hatte Helio nicht sehr viel verstanden - doch er begriff, daß dieses Tier zuviel fraß, wenn nicht darauf aufgepaßt wurde. Also nickte er nur kurz und antwortete, während er beobachtete, wie Colm den wieder schnurrenden Kater streichelte. "Ich verstehen vieles Worte nicht. Aber ich verstehen, daß er zuviel essen - das aber sein normal wenn kalt, um überleben. Du ihm aber oft Fressen geben, deshalb er nicht hungern müssen wenn kalt, oder ? Deshalb zuviel dick." Dann blickte Helio auf seine verletzte Schwinge und knurrte mißmutig, da diese für ihn fremden Dinge, welche den Knochen stabil hielten, ihn beunruhigten. "Es schmerzen etwas - sein gebrochen, oder ? Dieses ... Zeug ... helfen, nicht wahr ? Ich nicht können bewegen, so Knochen still und abheilen können." Dann meldete sich aber ein völlig anderes Bedürfnis und der Verletzte knurrte wieder leise, ehe er sich zusammenriß und fragte. "Du Eimer haben ? Ich müssen ... Blase leeren. Und du haben vielleicht Wasser für trinken und waschen ? Ich Durst und ... schmutzig." Es war Helio sichtbar peinlich, das ansprechen zu müssen - doch es ging nicht anders und er hoffte, daß dieser Fremde eine Möglichkeit hatte oder ihm helfen würde, zu einer zu kommen, da Helio es nicht alleine schaffen konnte und auch nicht wußte, wo er suchen sollte.

Colm schaute zu, wie die Röte in Helios Gesicht nach oben wanderte und spürte wie als Reaktion darauf sein eigenes Gesicht heiß werden. Natürlich wollte der Mann sich waschen, nach einem blutigen Kampf gegen eine geflügelte Echse und nachdem Colm ihn durch den Schnee gezerrt hatte. Es war auch vollkommen klar, dass er das nicht allein würde tun können, weil die Schiene an der Schwinge ihn massiv behinderte. Colm fing an, im Kopf die Maße seines Bads durchzurechnen und mit Helios Spannweite zu vergleichen. Mit etwas Glück und viel Geschick sollte sein Patient in das Bad und sogar unter die Dusche passen. Colm würde ihn nicht allein lassen können, so viel war klar, aber wer verletzte, vom Himmel gefallene Außerdimensionale - Colm war sehr stolz darauf, dass ihm dieser Ausdruck in Anlehnung an Außerirdische eingefallen war - bei sich aufnahm, musste bereit sein, alle möglichen Opfer zu bringen. Und Helio war kein unangenehmer Anblick, Colms Leidensdruck war also überschaubar. Er lächelte und erhob sich, streckte seine Hand aus, die Helio ergriff.
"Ich bringe dich in mein Bad. Wir müssen ein wenig mit deinem Flügel aufpassen, weil es nicht für Wesen mit Schwingen gebaut wurde, aber es müsste gehen. Und ja, die Schiene muss draufbleiben. Sie hält die Knochen an der richtigen Stelle zusammen und stabilisiert alles. Wir wollen ja nicht, dass es schief zusammenwächst und du vielleicht nicht mehr fliegen kannst, oder?"

Natürlich verstand Helio nicht alles, das dieser Mann sagte - doch er begriff, daß dieser ihn an einen Ort bringen wollte wo man sich erleichtern und auch waschen konnte ... und so öffnete er seine gesunde Schwinge ein wenig nach vorne, damit er leichter aufstehen konnte. Die Hand dieses seltsamen Mannes war warm ... und nun, da sie sich näher waren atmete Helio ein wenig tiefer ein, während er seine Schwingen so gut es ging, zusammenlegte. "Natürlich müssen verletzter Flügel stabil bleiben - und du gehen vor, ich dir folgen." Denn Helio vertraute diesem Mann noch immer nicht völlig, auch wenn dieser bisher nett gewesen war. Doch der Geflügelte war ein Krieger und deshalb immer auf der Hut, und das würde sich auch nicht so schnell ändern.

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"Wenn die Liebe durch einen Riß fällt"
Teil 3


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Dieses Haus war ungewohnt eng und Helio knurrte leise, als er die verletzte Schwinge immer wieder mühsam aus dem Weg nehmen mußte, und der gebrochene Knochen deshalb wieder zu schmerzen begann. Doch zum Glück war es nicht weit und als sie schließlich einen weiteren Raum mit einer Türe betraten, weiteten sich die katzenartigen Augen Helios, da er so etwas noch nie gesehen hatte. Überall an den Wänden waren glatte, helle Steine und er konnte Wasser riechen ... doch er runzelte die Stirn und verengte seine Augen wieder, als Colm zu einem kleinen Becken aus diesem hellen Stein trat, eine Art Deckel hochhob und darauf nickte. "Was ich sollen dort ? Es ... riechen nach Wasser, aber auch stinken nach komischem Duft. Ich nicht verstehen ?"